Eine weniger bekannte Auswirkung der fortschreitenden europäischen Einigung ist die Vereinheitlichung von technischen Normen. Eines der bekanntesten deutschen Normungssysteme ist die „Deutsche Industrienorm“, kurz DIN-Norm. Jedoch befinden sich mehr und mehr DIN-Normen auf dem Rückzug.
DIN-Norm und Europa
DIN-Normen sind deutsche Standards, die für vereinheitlichte Materialien oder Arbeitsabläufe sorgen. Dies stellt sicher, dass z.B. die Anschlüsse von Bauteilen zueinander passen. Natürlich sind im Lauf der Zeit zahllose Normen entstanden, und jedem Land steht frei, seine eigenen Normen zu gestalten.
Die europäische Einigung sorgt nun dafür, dass die Mitgliedsländer ihre vorhandenen Standards längerfristig vereinheitlichen werden, um der Vielzahl an Normen länderübergreifend Herr zu werden.
Auch bei den Baustoffnormen ist diese Vereinheitlichung auf dem besten Weg. So wird die europäische Baustoffklassifizierung nach DIN EN 13501 wohl längerfristig die deutsche Norm DIN 4102 ablösen. Diese Normen sind wichtig, da sie das Brandverhalten von Baustoffen klassifizieren.
Was bedeutet das für Sie als Verbraucher?
Generell gilt: Die Einstufung der Baustoffe erfolgt nach der europäischen DIN EN 13501 in die sieben Euroklassen A1, A2, B, C, D, E und F. Daneben werden hier Brandnebenerscheinungen wie die Rauchentwicklung und brennendes Abtropfen/Abfallen von Baustoffen berücksichtigt. Bodenbeläge sind in besondere Klassen unterteilt.
Damit birgt das europäische Klassifizierungssystem im Vergleich zur nationalen Klassifizierung ein deutlich größeres Spektrum an Baustoffklassen und Kombinationen. Ein direkter Vergleich zwischen den Baustoffklassen nach nationaler und europäischer Norm ist deshalb nicht ohne weiteres möglich.
Die folgende Tabelle zeigt übersichtlich, inwieweit sich deutsche und europäische Normierung unterscheiden:
deutsche bauaufsichtliche Benennung | Baustoffklasse nach DIN EN 13501-1 (europäische Norm) | Baustoffklasse nach DIN 4102-1 (deutsche Norm) |
nichtbrennbar ohne Anteile von brennbaren Baustoffen | A1 | A1 |
nichtbrennbar mit Anteilen von brennbaren Baustoffen | A2 – s1 d0 | A2 |
schwerentflammbar | B, C – s1 d0 | B1 |
A2, B, C – s2 d0 | ||
A2, B, C – s3 d0 | ||
A2, B, C – s1 d1 | ||
A2, B, C – s1 d2 | ||
A2, B, C – s3 d2 | ||
normalentflammbar | D – s1 d0 | B2 |
D – s2 d0 | ||
D – s3 d0 | ||
D – s1 d2 | ||
D – s2 d2 | ||
D – s3 d2 | ||
E | ||
E – d2 | ||
leichtentflammbar | F | B3 |
Die Tabelle verdeutlicht, dass sich die relativ einfache deutsche Klassifikation nicht ohne weiteres auf das europäische Modell übertragen lässt, da das europäische Modell viel detaillierter entworfen ist. Neben den Oberkategorien (Großbuchstaben) stehen weitere Unterteilungen, die Brandnebenerscheinungen wie die Rauchentwicklung (s = smoke, Klassen s1, s2 und s3) oder brennendes Abtropfen/Abfallen (d = droplets, Klassen d0, d1 und d2) von Baustoffen erfassen.
Die folgende Tabelle zeigt die Klassifizierung der Brandnebenerscheinungen in der Übersicht:
Abkürzung | Anforderung |
---|---|
s1 | keine / kaum Rauchentwicklung |
s2 | begrenzte Rauchentwicklung |
s3 | unbeschränkte Rauchentwicklung |
d0 | kein Abtropfen / Abfallen |
d1 | begrenztes Abtropfen / Abfallen |
d2 | starkes Abtropfen / Abfallen |
Fazit
Festzuhalten ist: Auch wenn die Klassifizierungen nach DIN 4102 und nach der europäischen DIN EN 13501 nicht direkt übertragbar sind, können jedoch die deutschen Bezeichnungen (nicht brennbar, schwer entflammbar, normal entflammbar und leicht entflammbar) sowohl den neuen europäischen als auch den deutschen Bezeichnungen zugeordnet werden.
Längerfristig soll die europäische Norm die nationalen Normierungssysteme ablösen. Bis es soweit ist gelten beide Systeme nebeneinander. Dies bedeutet auch, dass die Hersteller Hinweise zum Brandverhalten wahlweise nach der europäischen oder der deutschen Norm erbringen können.
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